HISTORIE

Golm  – ein Ort mit wechselvoller Geschichte

 

Der Hügel

Golm stellt seit frühester Menschheitsgeschichte einen Siedlungsplatz dar. Verschiedene Bodenfunde wie die Steinwerkzeuge vom Mühlenberg  und die bronzezeitlichen Gräber sowie der Kultwagen vom Ehrenpfortenberg belegen dies. Vermutlich bot der Reichtum der Gewässer und der Wälder den Stämmen eine gute Nahrungsgrundlage.

In späteren Epochen lebten germanische und slawische Stämme in Golm.  Die Funde an bronzenen und silbernen Hals- und Schläfenringen zeugen vom Wohlstand ihrer Niederlassungen. Auch der heutige Ortsname lässt sich auf jene Zeit zurückführen. Er ist slawischen Ursprungs  und  bedeutet „Hügel“.

Das deutsche Gutsdorf

Im 12. Jahrhundert dehnten deutsche Adelsgeschlechter ihr Herrschaftsgebiet auf das heutige Gebiet Berlin- Brandenburg aus. Die Slawen mussten sich assimilieren oder das Land verlassen.

Historische Dokumente weisen darauf hin, dass Golm zunächst  der Familie von Groeben zugeschlagen worden ist. Ihr Herrenhof stand vermutlich nordwestlich vom Reiherberg außerhalb des Dorfes, welches sich mit der Zeit zeilenförmig  ausdehnte. Den Bauern wurden die Äcker und die Weiden nur gegen Abgaben und Diensten zur Nutzung überlassen.

Die Ortschaft Golm wird namentlich erst in einer Urkunde vom 11. April 1289 erwähnt. Hier bestätigte das Kloster St. Marien in Spandau dem Domkapitel zu Brandenburg die Übertragung  der Einkünfte von Golm und Bornim. Da hier das Wort „ecclesia“ (Kirche) in der Mehrzahl gebraucht wird, besaß Golm zu dieser Zeit wohl schon ein eigenes Gotteshaus.

Die Schweizer  Migration

Um 1660 kaufte Friedrich Wilhelm von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern, der später den Beinamen der „Große Kurfürst“ erhielt, neben  Potsdam und den umgebenden Flächen auch die Golmer Höfe auf.  Diese lagen zu diesem Zeitpunkt ebenso wie das ganze Land infolge des Dreißigjährigen Krieges  völlig darnieder.

Doch mit dem Aufbau der Residenz Potsdam und der gezielten Einwanderungspolitik des Kurfürsten begann für Golm eine neue Ära. 1685 ließen sich 14 Schweizer Bauernfamilien im Luch bzw. im Vorwerk nieder. Sie erhielten Land wie auch die Fischrechte im Luch und genossen rechtliche und kirchliche Sonderstellungen. Gemeinsam mit den alteingesessenen Bauern gelang es ihnen über die Jahre, das Sumpfgebiet zu meliorieren und für den Ackerbau und die Viehhaltung nutzbar zu machen.

Aber nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Domänen spielte für das Hohenzollern-Haus eine Rolle. Gemäß dem Anspruch, dass das „ganze  Eyland (Potsdam) ein Paradies werden soll “, bezogen der Kurfürst und seine Nachfolger Eiche-Golm in die flächenübergreifende  Landschaftsgestaltung  der Residenz Potsdam ein.   So entstanden auch hier Sichtachsen, aufgewertete Hügelkuppen sowie verschönerte Feldfluren mit Alleen, Schutzhecken, Baumgalerien und Gehölzpalisaden.

Die Industrialisierung

Zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert veränderte sich das von Wasser, Feldfluren, Wald, Weiden und Plantagen geprägte Orts- und Landschaftsbild Golm  nachhaltig. So erfuhr der Nordteil des Golmer Luchs schwere ökologische Eingriffe durch den Abbau von Torf und die darauffolgenden gewaltigen Müllaufschüttungen, die erst 1990 endeten.

Am Kreuzungspunkt von Galliner und Golmer Damm befand sich von 1892 bis 1910 ein Dampfsägewerk. 1914 entstand südlich vom Golmer Damm die  Flugzeugwerk „Märk“ einschließlich Flug- und Landebahnen. In der Fabrik wurden Doppeldecker gebaut –  hauptsächlich für den Kampfeinsatz ; nach dem 1. Weltkrieg Eisenbahnwaggons . Die Anlagen brannten 1923 nieder.

Die Verlegung der Eisenbahnstrecke führte u. a. zum  Abtrag des Mühlenbergs, auf den heute nur noch der Straßenname „Am Mühlenberg“ hinweist. Auch die  um 1913 errichteten Stromfreileitungen queren noch heute die Ortslage.

In den 1930er entstanden militärische Anlagen für die Luftwaffe des Deutschen Reiches, die nach 1945 durch die Nationale Volksarmee der DDR und die Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit weiter genutzt wurden. Heute sind die Gebäude Teil des Universitätscampus.

Ab Ende der 1990er Jahre  wurden große Bauvorhaben auf den ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen östlich der Reiherbergstraße umgesetzt. Golm ist seit 2003 Teil der Landeshauptstadt Potsdam und soll zu einem der bedeutendsten Standorte für Wissenschaft und Technologie entwickelt werden.

© Text: Sylvia Frenzel

 

Quellen:
„700 Jahre Golm. Ein Streifzug durch die Geschichte des märkischen Dorfes am Reiherberg“. Ausgearbeitet von der Arbeitsgruppe Ortsgeschichte unter der Leitung von Waltraud Meyer und Horst Sachse. Herausgegeben vom Rat der Gemeinde Golm. Golm 1989
„Die historische Kulturlandschaft Potsdams. Eine denkmalpflegerische Untersuchung am Beispiel des inneren Westraums.“ Iris Lange. Universitätsverlag der TU Berlin.
Siegfried Seidel: Ortsteilzeitung Golm 2/2014
Landeshauptarchiv des Landes Brandenburg
Historie in Ortsteilzeitung „14476 Golm“